Karos Kolumne
Trenn dich
Vor ein paar Jahren habe ich angefangen, mich jeden Tag von einem Gegenstand aus meinem Haushalt zu trennen. Weil ich mich entmüllen will. Weniger ist mehr und „es reist sich besser mit leichtem Gepäck“. Das hat Silbermond schon vor Jahren gesungen. Also 365 Teile entsorgen, verschenken oder verkaufen. Und das jedes Jahr. Das klingt im ersten Moment nach ganz viel. Aber es kommt gefühlt auch genauso viel wieder rein. Obwohl ich das jetzt schon seit fünf Jahren durchziehe und im Oktober 2019 durch das Abwasser im Keller ganz viel auf einmal entsorgt wurde, sammelt sich immer wieder was an. Allein durch die Auflösung des Haushaltes meiner Eltern. Weil ich mich von diesen Erinnerungen nur schwer trennen kann. Aber das ist ein anders Thema.
In meiner Schreibtischschublade liegt eine Strichliste, die ich mir regelmäßig anschaue. Und wenn ich wieder mal hinterherhinke, überlege ich mir, wo und wie ich ganz viel Ballast auf einmal loswerden kann. Neulich war eine Freundin bei mir und ist sehr kritisch meinen Kleiderschrank mit mir durchgegangen. Das wird jetzt alles zu Gunsten der Tafel verkauft oder an Geflüchtete verschenkt. Finde ich gut. Blöd ist nur, dass ich gerne shoppe und meist wieder mit neuen Teilen nach Hause komme. Wenn ich auf Reisen bin, bringe ich natürlich auch immer was mit. Handtaschen, Schuhe und vor allem Tücher. Das sind immer nette Gastgeschenke. Alles völliger Blödsinn und eigentlich völlig überflüssig. Aber es macht Spaß und es sind schöne, tragbare Erinnerungen. Und nein, ich bezeichne mich nicht als kaufsüchtig. Im Umkehrschluss heißt das aber auch – wenn was reinkommt, fliegt was raus. Aber was? Ich hab mich schon dabei erwischt, meine Kugelschreiberschublade zu durchwühlen und nicht funktionierende Werbekulis wegzuwerfen. Und ich packe Flohmarktkisten mit allem möglichen Zeug. Doof nur, wenn gar keine Flohmärkte stattfinden dürfen. Aber die Saison geht jetzt wieder los. Möchte jemand mit? Denn zu zweit macht das noch mehr Spaß!