Karos Kolumne
Warum tue ich mir das an?
Es ist 0.27 Uhr. Und ich sitze am Rechner. Eigentlich hatte ich schon geschlafen. Tief und fest. Und jetzt habe ich Mordgelüste. Ich könnte ihn umbringen. Jede Nacht das gleiche Theater.
Tagsüber ist ruhe und nachts geht es dann los. Ich freue mich schon auf die Zeit, wenn es warm genug ist, um ihn einfach vor die Tür zu setzen. Rauszuschmeißen. Da kann er dann so viel an der Scheibe kratzen, wie er will. Ich will endlich mal wieder durchschlafen. Heute hat er mich gegen Mitternacht aus dem Bett geholt. Eigentlich gar nicht seine Zeit. Normal stehen wir um 4.34 Uhr auf. Da braucht man keinen Wecker. 4.34 Uhr ist SEINE Zeit. Und wenn ich nicht für ihn aufstehe, dann wird randaliert und auf mir rumgeturnt. Notfalls werde ich verkloppt, bekomme mit der Pfote was auf die Nase und wenn das nicht hilft, werde ich angeknabbert. Manchmal stehe ich auf, manchmal raschele ich mit einer Plastiktüte, die auf meinen Nachttisch liegt. Dann haut er ab und ich hab Ruhe. Manchmal sogar bis zum Wecker klingeln.
Von wem ich eigentlich rede? Von meinem Kater. Dem, den ich aus dem Tierheim gerettet habe. Der, der mich angeschnurrt hat, damit ich ihn unbedingt mitnehme, diese Mogelpackung. Der, der in zwischen jedes Möbelstück irgendwie mal angekratzt hat, den Wohnzimmerteppich mit einem Kratzbaum verwechselt und den Teppich im Schlafzimmer inzwischen auch in seine Bestandteile zerlegt. Der, der mir in jeden Pulli am linken Arm Fäden zieht, weil er sich drin festkrallt, wenn ich am Schreibtisch sitze. Das ist seine Art, mir seine Zuneigung zu zeigen. Der, den man zum Fressen streicheln muss, denn der Herr ist ja wählerisch. Wie mein Mann, nur, dass der mit Messer und Gabel essen kann und das Essen nicht erst auf dem Küchenboden verteilt.
Warum tue ich mir das an und bringe ihn nicht einfach wieder zurück? Oder tausche ihn um? Ich wollte einen Kuschelkater und keinen Terror-Kampfkater. Einen, der mich dankbar anschnurrt, mir meine Füße wärmt und einfach nur niedlich ist wie seine Vorgängerin Pauline.
Ich klappe jetzt den Rechner zu, lasse das Tier wieder rein, damit der arme Kerl draußen nicht erfriert, gehe zurück ins Bett und denke drüber nach….