Karos Kolumne

Ich freue mich aufs Schützenfest

Nach zweijähriger Pause ist es endlich wieder soweit. Vom 01. bis 10. Juli darf ich wieder auf Tischen tanzen und Schlager singen. Zumindest theoretisch. Ob ich noch auf die Tische raufkomme, was natürlich nur an meinem Knie liegt, und ob ich überhaupt noch textsicher bin, wird sich zeigen. Wahrscheinlich wird das sowieso alles verboten sein, weil wir ja immer noch irgendwie mit Corona zu tun haben. Oder vielleicht schon wieder. Egal. Ich freue mich trotzdem. 

Seit rund 35 Jahren gehe ich jetzt auf dieses Schützenfest. Auch meine Eltern haben sich in den 70er und 80er Jahren dort mit ihren Freunden getroffen. Und ich kann mich dran erinnern, dass ich sie als Kind mittwochs morgens nie wecken durfte. 

Früher hat man sich auch schon dienstags „am Fass“ getroffen, heute treffe ich Wegbegleiter der vergangenen Jahrzehnte immer wieder im Alt-H-Zelt, oder richtig dem Alt-Hannovera-Zelt. Das ist ein bisschen wie Klassentreffen. Man sieht Leute, die man ewig nicht gesehen hat. Man freut sich, lacht und trinkt zusammen, versucht es mit der Lüttjen Lage und wundert sich, warum am nächsten Tag der Kopf schmerzt. Das ist ein kleines bisschen so wie Karneval. Nur eben auf Norddeutsch. 

Es darf natürlich auch geflirtet werden. Aber nicht so doll. Vor ein paar Jahren habe ich einen Männerehering auf dem Boden gefunden mit Namen und Datum. Ob die Ehe noch Bestand hat? Ich vermute mal eher nein. Den Ring hab ich als Souvenir oder auch als abschreckendes Beispiel behalten. Ja, das ist fies. Aber mal ehrlich – ein Ehering rutscht nicht so leicht vom Finger. Und wer ihn abnimmt, handelt vorsätzlich. Am besten lässt man ihn dann gleich zu Hause. 

Wie alles im Leben, verändert sich auch das Schützenfest. Erst hat das männliche Maskottchen namens Ballerkalle vor ein paar Jahren eine kleine Schwester namens Ballerina bekommen. Wenn sie wenigstens Ballerinas tragen würde, könnte ich vielleicht damit leben. Das Ding hat Pickel im Gesicht, dazu noch eine rosa Knollennase und was es auf dem Kopf trägt, erinnert mich ein bisschen an Twipsy, das verunglückte Maskottchen der EXPO 2000. Jetzt also Ballerina, mit rot-weißen Ringelsöckchen und zartrosa Pranken. Muss man mögen.

Heute gibt es nicht nur Ballerina, sondern auch den ersten weiblichen Bruchmeister, tschuldigung – Bruchmeisterin. Der Aufschrei war groß, doch in Zeiten von Gender und Diversity muss das jetzt sein. Also eine Frau in Frack und Zylinder, die auf dem Fest für Zucht und Ordnung sorgen wird. So wie die Herren seit 1825, deren Kleiderordnung seit 1905 Bestand hat. Ich bin gespannt, wie sie auf dem Fest ankommen wird und was die „alten“ Bruchmeister so mit ihr vorhaben. 

Ob ich in diesem Jahr wieder beim Schützenausmarsch zujubeln werde, richtet sich nach dem Wetter. Früher fand ich das immer extrem spießig, vor ein paar Jahren stand ich dann tatsächlich zum ersten Mal am Straßenrand und hatte erstaunlich viel Spaß. Also abwarten. Wir werden alle irgendwie älter…. 

Eins ist in jedem Fall sicher. Ich bin am Dienstag auf dem Festgelände und rechtzeitig im Alt-H-Zelt. Vielleicht bin ich auch schon am Freitag da, und am Samstag. Und auch am Montag und Donnerstag. Also volles Programm! Und noch etwas ist sicher: Am Mittwoch habe ich meinen ersten Termin erst um 15 Uhr. Bis dahin müsste ich durch sein.

Wir sehen uns! 

Alle Infos über eines meiner Lieblingsfeste gibt es unter: www.schuetzenfest-hannover.de

P.S. In meinem Archiv hab ich einen alten Zeitungsartikel aus 1998 gefunden. Lang, lang ist´s her.